Gesamtschule aktuell

Meldungen, Meinungen und Termine

Offener Brief an Kultusminister Tonne

  • Stellungnahme

Sehr geehrter Herr Minister Tonne,

die GGG ist sich sehr bewusst, in welcher besonderen Situation wir uns zurzeit befinden und welche Herausforderungen von allen abverlangt werden.

Die heutige Abfrage der Landesschulbehörde ist allerdings eine Aktion, welche das Fass zum Überlaufen bringt! Um 8.56 Uhr wurde eine Mail an die Schulleitungen versendet:

„Sehr geehrte Schulleiterinnen,
sehr geehrte Schulleiter,
bitte nehmen Sie an der Befragung zur Anzahl und Verteilung der Landesbeschäftigten in Schulen mit Zugehörigkeit zu den vulnerablen Gruppen teil.
Eine Beantwortung bis Donnerstag, 07.05.2020, Dienstschluss ist dienstlich notwendig. Die Teilnahme ist nicht freiwillig.“

Ich darf meinen heutigen Arbeitstag schildern:

Ich war seit 7.15 Uhr in der Schule, um die täglichen normalen Vorgänge zu organisieren. Ab 8.00 Uhr war ich in einer Examensprüfung gebunden (5 in 10 Tagen!). in den kleinen Pausen der Prüfung habe ich die letzte Sitzung des Prüfungsausschusses für die am Montag beginnende Abiturprüfung durchgeführt und die speziellen Fälle von vulnerablen SchülerInnen klären müssen. Dazu musste ich zusätzlich mit dem Schulträger die Notwendigkeiten der Hygienemaßnahmen absprechen. Weiterhin musste die Aufnahme der neuen 5. Klassen ebenso unter den besonderen Hygienemaßnahmen organisiert werden. Der Aufnahmezeitraum beginnt am kommenden Montag. Direkt im Anschluss an die Prüfung hatte ich Einstellungsgespräche bis 20.00 Uhr. Jetzt lese ich die Mails – auch die eigenartige der Landesschulbehörde. Dann werde ich einen Auswahlentscheid für eine Personalstelle ausfüllen. Dann werde ich die letzte Sitzung mit meinem Mathematikleistungskurs vorbereiten, der am Dienstag Abitur schreibt. Ich freue mich, wenn mein Arbeitstag heute um 24.00 Uhr beendet ist.

Ich bitte, diese Ausführungen nicht als Jammern zu verstehen. Die GGG hat auch keine Probleme wie andere Verbände, Freitagabend noch Erlasse zu lesen, da diese ja nur die geltende Erlasslage zur Rechtssicherheit der Schulen nachjustieren, um die Aussagen in den vorausgegangenen Ministerbriefen zu legitimieren.

Wir haben Gesamtschulen aufgerufen, eine Überlastungsanzeige zu stellen. Ich tue dies hiermit nicht, da ich als Landesvorsitzender der GGG schreibe, habe aber allergrößtes Verständnis, wenn die KollegInnen dies tun. Auch ich werde als Schulleiter erst gegen Ende kommender Woche die Befragung beantworten können. Wenn Sie den Tagesablauf zur Kenntnis nehmen, der zurzeit bei fast allen KollegInnen der Gesamtschulen so aussieht, dürfte klar sein, dass noch nicht einmal Zeit bleibt, Emails zu lesen, eine solche kurzterminierte Abfrage zu bearbeiten, geschweige denn eine Überlastungsanzeige zu stellen.

Meine Zweifel, ob jemand der Behördenmitglieder, die zurzeit Entscheidungen treffen, nur in minimaler Weise eine Ahnung besitzt, was zurzeit von den Gesamtschulen geleistet wird, sind der Gewissheit gewichen, dass dies offensichtlich nicht der Fall ist!

Dies ist umso ärgerlicher, als wir als Verband mehrfach auf die besondere Situation der Gesamtschulen hingewiesen haben, und bis heute keine Antwort aus Ihrem Haus erhalten haben.

Gesamtschulen sind zu vielen Dingen bereit und konstruktiv. Mit solchen Aktionen wird diese Bereitschaft aber aufs Spiel gesetzt!

Mit freundlichen Grüßen

Landesvorsitzender

Andreas Meisner
GGG Niedersachsen Geschäftsstelle
Kiebitzweg 35
38110 Braunschweig