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GGG Niedersachsen zur Reform der gymnasialen Oberstufe
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Niedersachsen auf dem richtigen Weg – mehr Vertrauen in Lernende, mehr Qualität durch zeitgemäße Strukturen
Der Vorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule in Niedersachsen (GGG) begrüßt ausdrücklich die geplante Neuordnung der gymnasialen Oberstufe ab dem Schuljahr 2027/28.
Die vorgelegten Eckpunkte für Einführungs- und Qualifikationsphase sind das Ergebnis eines breiten, transparenten und dialogischen Beteiligungsprozesses, an dem zahlreiche Verbände, Interessenvertretungen sowie Expertinnen und Experten aus Schulen und Behörden mitgewirkt haben. Dass hierbei ein weitgehender Konsens erzielt wurde, ist ein wichtiges Signal für die Weiterentwicklung der Sekundarstufe II in Niedersachsen.
Die geplanten Änderungen werden die Qualität, die Vergleichbarkeit und die Zukunftsfähigkeit des niedersächsischen Abiturs stärken.
Mehr Wahlfreiheit und Chancengerechtigkeit
Die Reform setzt die Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK) konsequent um und sorgt damit für mehr Chancengerechtigkeit niedersächsischer Abiturientinnen und Abiturienten gegenüber denen anderer Bundesländer.
Der zentrale Leitgedanke der Reform – mehr Wahlmöglichkeiten und Flexibilität für Schülerinnen und Schüler – wird von der GGG ausdrücklich unterstützt. Eine moderne Oberstufe muss der zunehmenden Heterogenität von Bildungsbiografien gerecht werden und individuelle Schwerpunktsetzungen ermöglichen. Dies stärkt Motivation, Verantwortungsübernahme und nachhaltige Lernerfolge.
Abbau unnötiger Sonderregelungen
Besonders positiv bewerten wir den Verzicht auf Regelungen, die bislang über die KMK-Vorgaben hinausgingen und für niedersächsische Schülerinnen und Schüler einen strukturellen Nachteil darstellten. Dazu zählen insbesondere:
- die verpflichtende Fortführung einer zweiten Fremdsprache,
- der Zwang zu festen Profilen,
- die Seminararbeit,
- sowie die Festlegung auf vier schriftliche Prüfungsfächer.
Diese Regelungen konnten keinen nachweisbaren Qualitätsgewinn erbringen. Ihr Wegfall erhöht die Vergleichbarkeit des Abiturs und entlastet Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte gleichermaßen.
Öffnung für andere Lern- und Leistungsformen
Die GGG begrüßt ausdrücklich die Öffnung hin zu alternativen Formen des Lernens und der Leistungserbringung. Die Stärkung besonderer Lernleistungen, projektorientierter und fachübergreifender Arbeitsformen sowie die Möglichkeit, Wettbewerbsbeiträge in die Abiturbewertung einzubeziehen, setzen wichtige Impulse für eine zeitgemäße Oberstufe.
Auch wenn diese Möglichkeiten zunächst nur von einem Teil der Schülerinnen und Schüler genutzt werden, markieren sie einen notwendigen Perspektivwechsel: Schule erkennt an, dass die Anforderungen von Studium, Ausbildung und Berufsleben sich nicht im Schreiben von Klausuren erschöpfen. Entsprechend positiv bewerten wir auch die geplante Reduzierung der Anzahl von Klausuren und die damit verbundene Entlastung aller Beteiligten.
Herausforderungen ernst nehmen – Reform konstruktiv begleiten
Die GGG sieht die Herausforderungen, vor denen insbesondere kleinere Systeme stehen, ebenso wie den Unterstützungsbedarf bei alternativen Lernformaten, besonderen Lernleistungen und der Bewertung mündlicher Leistungen. Die Reform eröffnet jedoch bewusst Gestaltungsspielräume für die Schulen. Damit diese genutzt werden können, sind flankierende Maßnahmen notwendig, etwa:
- zusätzliche Ressourcen, insbesondere in der Einführungsphase,
- Handreichungen und Fortbildungsangebote zu alternativen Lern- und Prüfungsformaten,
- sowie eine kontinuierliche Begleitung der Umsetzung.
Wir meinen
Insgesamt ist die geplante Reform der gymnasialen Oberstufe ein richtiger und überfälliger Schritt hin zu einer modernen, leistungsfähigen und gerechteren Oberstufe. Sie stärkt die Qualität des niedersächsischen Abiturs, erhöht die bundesweite Vergleichbarkeit und gibt Schulen sowie Schülerinnen und Schülern mehr Möglichkeiten der sinnvollen Ausgestaltung von Lernen und Leisten.
Dass im Zuge der Reform eine vollständig neue Verordnung erarbeitet wird, begrüßt die GGG ausdrücklich. Damit werden Widersprüche und Ungereimtheiten der bisherigen Verordnung beendet, die durch zahlreiche Änderungen der vergangenen Jahre – insbesondere im Zusammenhang mit der zeitweiligen Schulzeitverkürzung – entstanden sind.
Der Vorstand der GGG Niedersachsen spricht sich daher klar für die Umsetzung der geplanten Reform aus.